
Korbinian Kuusisto bringt mit seinem Softwareunternehmen Kineo Künstliche Intelligenz in die herstellende Industrie – mit Lösungen, die vor allem zwei Faktoren steigern: Produktivität und Qualität. KI-Lösungen bedeuten für die Unternehmen zuerst eine kulturelle Transformation, die Offenheit und Umdenken erfordert. Mit den passenden Applikationen ist es dann aber möglich, eine neue Dynamik in Gang zu setzen. „KI kann die Leistungsfähigkeit massiv steigern“, sagt Korbinian Kuusisto. Als Partner zeigen Kineo und GEALAN, wie das geht: KI in ein produzierendes Unternehmen zu holen – sinnvoll und effizienzsteigernd.
Man geht davon aus, dass in der Herstellung ungefähr 15 bis 20 Prozent des Umsatzes wegen Qualitätsproblemen verlorengehen. Das ist wirklich massiv. Ein Unternehmen, das 100 Millionen Euro Umsatz macht und 15 bis 20 Millionen davon wegen Materialabfall, Nacharbeit etc. verliert: ein riesiges Thema. Der andere Bereich ist Produktivität: Steigende Komplexität zu managen, zum Beispiel eine steigende Anzahl von Produktvarianten, wann produziere ich was, welches Material muss zu welchem Zeitpunkt wo sein – hier liegen ebenfalls große Potenziale. Daneben gibt es noch andere Bereiche wie Sales Intelligence: Zu welchen Preisen kaufe ich ein, zu welchen verkaufe ich? Die Hauptthemen bleiben aber Qualität und Produktivität.
Ja, in Produktion, Qualität und Logistik. Unsere KI sagt zum Beispiel in der Extrusion voraus, wie sich die Produktivität in den nächsten 48 Stunden verhalten wird und wie sich die Produktivität verhalten würde, wenn ich jetzt eine Reinigung durchführe, also die Maschine herunterfahre, acht Stunden reinige und danach mit höherer Produktivität weitermache. Die KI liefert den Cut-off-Point, um zu entscheiden: jetzt reinigen oder besser noch verschieben – und das live für alle Extrusionslinien. Eine Vorhersage, die bisher so nicht möglich war. In der Logistik geht es um die Profilerkennung per App – es gibt bei GEALAN sehr viele Geometrien, sehr viele Varianten und die KI erleichtert hier den Picking-Prozess. Im Bereich Qualität geht es um Software, die Abweichungen auf den Profilen sehr viel besser erkennen und aussortieren kann.
Ja, sehr stark sogar. Man muss die Komplexität bei GEALAN verstehen. Zehntausende Profilvarianten, Tendenz steigend, denn die Kunden wollen immer mehr Auswahl. GEALAN hat in Tanna rund 40 Extrusionslinien. Das übersteigt einfach jegliche Planung, die ein Mensch machen kann. Genau das ist der richtige Punkt, mit KI anzusetzen.
Es gibt ein enormes Potenzial im Mittelstand, Daten aufzubauen, um Produktivitäten zu heben, aber das wird noch kaum angegangen. Daten werden nur gesammelt, um ganz zentrale Prozesse zu unterstützen, zum Beispiel um zu wissen, welcher Kunde welches Produkt wann haben will. Was nicht gesammelt wird, ist: Wann und wie lange befindet sich welches Produkt wo? Welche Qualität messen wir wo? Das sind Fragen, die auf Grundlage von klassischen ERP-Datensystemen unmöglich zu beantworten sind. Es gibt also ganz viele Daten, die man erst einmal aufbauen muss, um überhaupt KI-Lösungen zu entwickeln. Wenn ein Unternehmen in fünf Jahren plötzlich entscheidet, es möchte KI groß ausrollen, dann geht das nicht. KI lebt von historischen Daten, sie braucht Daten aus vier, fünf Jahren. Also muss ich jetzt anfangen, diesen Datenstamm aufzubauen, damit ich in einigen Jahren daraus schöpfen kann – das ist die große Hausaufgabe.
Sehr gut! KI ist kein Produktionsmittel, das ich einkaufe, mit einer Amortisation über ein paar Jahre abschreibe und dann schaue, wie es sich rechnet, sondern ein kultureller, transformativer Prozess. Wir wollen Leute mitnehmen und ganzheitlich Qualität und Produktivität anheben. Das kann man nicht von heute auf morgen überstülpen. Viele Unternehmen, gerade in traditionellen Branchen wie der Baubranche, warten noch ab und schauen, was die Mitbewerber machen. Das ist tatsächlich ein Problem, weil sie irgendwann einfach hinterher sein werden und es dann mit der Brechstange versuchen. Dann ist es aber zu spät, mit Datenhaltung erst anzufangen. GEALAN ist da auf einem sehr guten Weg, hat investiert, bündelt Anstrengungen. Die Gesch.ftsführung geht KI aus meiner Sicht zukunftsbedacht an und ich glaube, das ist genau der richtige Weg.

Korbinian Kuusisto (35) ist Managing Director und Co-Founder von Kineo. In Landshut geboren, studiert er nach dem Abitur in Hamburg, Helsinki und Berlin erst Volkswirtschaft, dann Mathematik und beschäftigt sich intensiv mit Statistik. Wie viele Statistiker wechselt er dann zu KI und Machine-Learning, arbeitet als Entwickler für ein Startup und gründet mit zwei Mitstreitern 2020 Kineo. Das Softwareunternehmen mit Sitz in Berlin entwickelt maßgeschneiderte KILösungen für die herstellende Industrie. Erklärtes Ziel ist es, Produktivität und Qualität in den Prozessen mit KI zu optimieren. Kineo arbeitet für Hersteller von Heizungssystemen, Schuhen und Seifen, für die Kunststoff- und Holzindustrie, für Automobilhersteller, Energieerzeuger, Banken und Versicherungen. Das Unternehmen hat rund zwanzig Mitarbeiter: Die Entwickler sind studierte Mathematiker, Informatiker und Physiker; der Altersdurchschnitt liegt bei Anfang 30.
Erstens, dass wir Infrastructure-as-a-Service, anbieten. Unsere Partner müssen nicht selbst KI-Teams bilden und KI-Infrastruktur bauen, um den Mehrwert von KI zu erleben. Sie bekommen von uns die gesamte Infrastruktur, um KI-Lösungen cloudbasiert zu betreiben, auch Custom-Lösungen. Zweitens, dass wir die kulturelle Komponente zur Verfügung stellen, den Weg zu KI also wirklich gemeinsam mit den Firmen gehen. Wir sind vor Ort, sind zum Beispiel sehr oft in Tanna und Oberkotzau. Wir sehen uns alle Prozesse genau an und wollen sie wirklich verstehen. Wir sind ehrlich in unserer Bewertung. Es geht uns nicht darum, auf Teufel komm raus eine Lösung zu verkaufen, sondern darum, was wir an Mehrwert für ein Unternehmen erreichen können. Wir nennen das „Genuine Consulting“.
KI braucht schon ein bestimmtes Mindset, eine gewisse Aufgeschlossenheit. Wenn ich vor 30 Jahren jemanden davon hätte überzeugen wollen, dass wir bald keine Briefe mehr schreiben, sondern E-Mails, wäre das relativ schwer geworden. Man braucht eine Haltung, Dinge auszuprobieren und zu schauen, wohin die Reise geht. Es ist nicht unsere Strategie, Leute generell von KI überzeugen zu wollen. Sondern wer bereit ist, das auszuprobieren und in Innovation zu investieren, für den sind wir der richtige Partner. Wir haben unsere Tools und Methoden, mit denen wir das dann gut umsetzen.
Gute Tools sind das eine – welche Rolle spielt die menschliche Ebene?
Sie ist mit das Wichtigste. Jeder will am Ende mit netten Menschen zusammenarbeiten, ob das externe Partner sind oder die eigenen Kolleginnen und Kollegen. Bei GEALAN hatten wir großes Glück, weil wir da wirklich nur auf aufgeschlossene und einfach sehr nette Leute getroffen sind, mit denen wir super zusammenarbeiten. Es ist auch wichtig, gemeinsam in einem Meetingraum zu sitzen und nicht nur Remote- Calls zu haben – das schafft einfach mehr Konsens.
Stabilität im Sinne von Zurücklehnen sicher nicht. Woanders gibt es Transformationen in Jahresspannen, wir denken in Wochen.
„Wir sind 2020 gestartet, zwei Monate vor dem Börsencrash von Corona, sind dann aber konstant und gesund gewachsen über die Jahre. Natürlich hat uns die Weltwirtschaft Steine in den Weg gelegt – wir sind im Herstellermarkt unterwegs – aber KI ist ein Bereich, der sehr stark wächst. Trotz Krisen sind die Gespräche, die wir mit Firmen führen, sehr positiv. Die Bereitschaft, in KI zu investieren, in richtig gute Lösungen, ist da.“
Wir erleben neue Technologien, die Google, Microsoft oder chinesische Mitbewerber releasen, die Disruption in den Markt bringen. Da dran zu bleiben ist tatsächlich selbst für ein Startup sehr herausfordernd. Als wir angefangen haben, konnten wir zum Beispiel manche Lösungen nicht entwickeln, weil die Sprachverarbeitung mit Natural Language Processing noch nicht so weit war. Wenige Jahre später ist die Technologie plötzlich Jahre voraus. Dasselbe gilt für Bildverarbeitung – da gibt es heute Probleme, die wir noch nicht lösen können, die aber bald lösbar sein werden. Alles geht wahnsinnig schnell. Wir behalten für die Unternehmen den Überblick.
Mittelgroß, also mit einem gewissen Volumen, aber keine allzu starken Konzernstrukturen. Das Management denkt innovativ und ist aufgeschlossen gegenüber Digitalisierung, Daten und KI. Die Leute in den Abteilungen sind bereit, diesen Weg mitzugehen. Produkte und Prozesse sind auf Serienproduktion ausgerichtet, hohe Volumen, hoher Materialfluss. Das sind perfekte Kineo-Kunden, weil wir bei ihnen KI wirklich super einsetzen können. Ich könnte die Frage auch kürzer beantworten: Unser idealer Kunde ist so wie GEALAN.
Grundsätzlich ist KI sehr gut darin, Dinge zu tun, die sehr oft ähnlich passieren. Im Bereich Serienproduktion wird KI also eine größere Rolle spielen als zum Beispiel im Werkzeugbau, wo jedes Werkzeug anders ist – wir nennen das Stückzahl 1. Aber selbst dort wird KI in mathematischen Methoden und in Simulationen extrem hilfreich sein. Künstliche Intelligenz wird mal sichtbarer, mal weniger sichtbar sein, aber wichtig wird sie überall.
Götz Gemeinhardt
25.11.2025

GEALAN von innen
Ein richtig gutes Tool für die interne Kommunikation: GEALAN inside ist alles andere als ein schwarzes Brett; die digitale Plattform ist ein Paradebeispiel dafür, wie unternehmensinterne Informationen gebündelt und userfreundlich aufbereitet werden. GEALAN inside ist vollgepackt mit Wissenswertem und trotzdem übersichtlich, bietet zig Funktionen und ist doch einfach zu benutzen. Alle, die bei GEALAN arbeiten, haben ihren virtuellen Treffpunkt – und obendrein sieht GEALAN inside auch noch schick aus.

„Kunden, die uns challengen“
GEALAN hat 2022 sein Premium-System GEALAN-KONTUR® präsentiert. Es kombiniert designorientierte Formensprache mit überzeugenden technischen Merkmalen. Seine Entwicklung war ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Systemgeber und zwei Verarbeitern: Felbermayer und PaX. Robert Tänzel (45), Vertriebs- Bereichsleiter bei GEALAN, hat mit GEANOVA die beiden Projektpartner besucht. Er erzählt von einer für alle Seiten herausfordernden Zusammenarbeit. Und von weiteren Challenges, denen er sich gestellt hat – schon weit vor seinem Einstieg bei GEALAN.

Mit den Augen des Physikers
Kameras an, Qualität hoch: Die optischen Kontrollsysteme, die GEALAN an den Extrusionslinien in Tanna einschaltet, sind eine direkte Investition in Qualität. Sie arbeiten mit Künstlicher Intelligenz und erkennen auf den Profiloberflächen nahezu jede Abweichung vom Optimum. Ein Wassertröpfchen auf dem Profil? Kein Problem. Ein sichtbarer Kratzer oder eine winzige Blase? Wird sofort als Fehler gemeldet – und das in Extrusionsgeschwindigkeit, die solche Entscheidungen für das menschliche Auge fast unmöglich macht. Dr.-Ing. Winfried Bernhard (55), Chef des GEALAN-Qualitätsmanagements und der Mann, der GEALANs Qualitätsoffensive leitet, blickt auf die neue Hardware, und nickt. Noch handelt es sich um einen Test, aber wie gut die Systeme arbeiten und wie genau sie hinsehen, fasziniert ihn bereits jetzt.
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