
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist Serbien kein besonders wohlhabendes Land. Und doch verfügt Serbien über großen Reichtum. Sein Schatz liegt in einer Melange aus urwüchsiger Balkan-Kultur, post-jugoslawischem Flair und beeindruckender Natur. Serbien ist stolz, rast- und ruhelos. Nach den Balkankriegen der Neunzigerjahre schwelt der Kosovo-Konflikt bis heute und flammt immer wieder auf. Serbien ist EU-Beitrittskandidat mit engen Beziehungen nach China und Russland. Und Serbien steht unter dem Einfluss ausländischer Investoren, die es nicht auf seine reichen Himbeervorkommen abgesehen haben. Es geht um Größeres: Belgrad ist als Knotenpunkt des chinesischen Infrastrukturprojekts „Neue Seidenstraße“ vorgesehen.
Belgrad erwacht. In den Splavovi, den schwimmenden Nachtklubs am Ufer der Save, sind die Partys vorbei. Die Morgensonne taucht die Stadt in weiches Licht, in dem sich historische und neue Gebäude unversöhnlich gegenüberstehen. Da ist einerseits die Altstadt mit Jugendstil- und Gründerzeitbauten – manche schmuck hergerichtet, andere, abseits der prächtigen Einkaufsstraße Knez Mihailova ulica, Sanierungsfälle. Der Kalemegdan-Park mit Belgrads historischer Festung schmiegt sich von der Mündung der Save in die Donau hügelartig zur Altstadt hinauf. Hram Svetog Save, eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt, dominiert mit ihrer monumentalen Kuppel die Silhouette. Bunte Streetart schreit von den brutalistischen Betonsilos des urban-kreativen Kulturzentrums Silosi im ehemaligen Getreidespeicher des Hafens. Die verglasten Zweckbau-Fassaden aus der sozialistischen Ära Jugoslawiens verblassen hingegen zusehends. Völlig konträr dazu erhebt sich Beograd na Vodi oder Belgrade Waterfront, ein Retortenstadtteil – futuristisch, monströs. Für das milliardenschwere Prestigeprojekt der serbischen Regierung und eines Investors aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden alle geltenden Bauvorschriften außer Kraft gesetzt. Geplante Bauzeit: 2015 bis 2045. Kula Beograd – 2024 fertiggestellt, 168 Meter hoch, 42 Stockwerke, 190 Hotelzimmer und 220 Luxus-Apartments – soll das Wahrzeichen des neuen Belgrads sein. Und Waterfront soll die größte Shoppingmall des Balkans werden. Waterfront ist aber auch ein Symbol für Serbiens innere Zerrissenheit: Befürworter hoffen auf ein attraktives Stadtbild und wirtschaftliche Blüte. Gegner prangern Korruption im großen Stil an.
Im siebten Stockwerk eines Hotels am Rand der Belgrader Altstadt blickt Grujo Ristić (58) hinüber auf das etwa 1000 Meter Luftlinie entfernte Waterfront-Quartier. Dort ist für ihn und seine Kunden kein Geschäft zu machen, denn die Waterfront-Fenster sind aus Aluminium. Ristić ist Gesch.ftsführer der GEALAN RS d.o.o. und hat indirekt doch mit dem Megaprojekt zu tun – oder mit den Auswirkungen, die es auf die serbische Baubranche hat: „Wohnungen in Belgrade Waterfront kosten pro Quadratmeter 7000 Euro. Die Preisspirale schraubt sich nach oben und mit ihr die Grundstücks- und Immobilienpreise in ganz Belgrad und im ganzen Land.
Grujo Ristić wird 1967 in Breza geboren, einer bosnischen Kleinstadt, 25 Kilometer nordwestlich von Sarajevo. Nach der Realschule macht er eine Ausbildung zum Elektrotechniker. Er arbeitet in der Militärindustrie, dann im Kohlebergwerk in seiner Heimatstadt. Er hat nicht vor, Breza zu verlassen, doch als er 25 ist, bricht der Bosnienkrieg aus. „Von einem Moment auf den anderen war mein Leben und das meiner Familie auf den Kopf gestellt.“ Nach vier Jahren Krieg zieht Ristić nach Serbien. „In neuer Umgebung musste ich mir eine Arbeitsstelle suchen und vieles erst lernen. Es war eine schwierige Phase in meinem Leben.“ Von 1996 bis 2009 ist er Vertriebs- und Produktionsleiter in einem Betrieb, der Kunststoff- und Aluminiumfenster herstellt. 2009 wechselt Grujo Ristić zu GEALAN. Im Außendienst der kroatischen Tochtergesellschaft akquiriert und berät er Kunden in Serbien. „Wir haben mit einem Händler in Belgrad kooperiert, der sich auch um die Logistik gekümmert hat. Mit der Zeit hat sich aber herausgestellt, dass das keine gute Konstellation war.“ 2022 nimmt GEALAN sein Serbien-Geschäft in die eigene Hand. Der Systemgeber kauft das Unternehmen seines Vertriebspartners und firmiert es um zur GEALAN Republika Srbija d.o.o., mit Ristić als Direktor. „Nach der Übernahme waren wir unabhängig, konnten Abläufe selbst steuern und unsere Ideen umsetzen. Wir haben ein sehr gut organisiertes Lager aufgebaut und die Lagerfläche um 1200 Quadratmeter vergrößert, weitere 1500 Quadratmeter werden bald dazukommen.“

Von der verwaisten Brache zu Belgrads größter Leinwand: Grujo Ristić vor den 28 Meter hohen Silos des Kulturzentrums Silosi am Donauufer. Hinter und unter den riesigen Wandmalereien, in und um die Silos finden Ausstellungen, Konzerte, Festivals, Messen, Partys, Sport- und Umwelt-Events statt. Silosi definiert sich als Symbol des modernen Belgrads.
GEALAN verkauft in Serbien drei Systeme: S 8000, S 9000 und GEALAN-LINEAR®, dessen Verkaufszahlen sich seit der Markteinführung 2021 besonders gut entwickelt haben. In einem preisgetriebenen Fenster- und Türenmarkt setzt GEALAN erfolgreich auf Innovation und Qualität. „Die Kaufkraft in Serbien ist vergleichsweise niedrig und jedes dritte Fenster kommt günstig aus der Türkei. Die Leute haben sich sozusagen an billige Produkte gewöhnt. Wir differenzieren uns – zum Beispiel mit dem Schiebesystem GEALAN-SMOOVIO® oder mit Hebe-Schiebe- Türen.“ Und GEALAN RS hat sich als Spezialist für farbige Profile positioniert. Vor 2022 waren 95 Prozent aller in Serbien ausgelieferten GEALANProfile weiß. Jetzt liegt der Anteil von Profilen mit Dekorfolie oder in GEALAN-acrylcolor® bei 30 Prozent. Favoriten sind Anthrazitgrau, Nussbaum und Golden Oak. Grujo Ristić legt Wert darauf, Premium-Produkte nicht nur anzubieten, sondern sie auch schnell liefern zu können. So sind Profile aller drei Systeme in vielen Farben auf Lager. „Die Verfügbarkeit gehobener Produktlinien ist ein echter Wettbewerbsvorteil. In diesem Punkt sind wir der beste Lieferant von PVC-Profilen in Serbien.“
Innovation, Farbvielfalt und das stark aufgestellte Lager haben enormen Einfluss auf das Wachstum, sagt Ristić. Seit Gründung der RS-Tochter habe GEALAN seinen Umsatz in Serbien um 50 Prozent gesteigert. „Damit sind wir noch nicht zufrieden. Ich sehe großes Potenzial. Wir sind die Nummer 3 in unserem Markt und möchten die beiden Wettbewerber einholen, die noch vor uns liegen. Mit gesundem Wachstum wollen wir in den kommenden fünf Jahren unseren Umsatz verdoppeln. 2025 haben wir 23 Neukunden gewonnen.“ Elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – zwei im Vertrieb, einer für den technischen Kundendienst, zwei im Sales Backoffice, vier im Lager, der CFO und der CEO – betreuen heute 130 serbische Kunden.
GEALAN hat sich 2022 in Serbien neu orientiert und einen Erfolgskurs eingeschlagen. Diese klare Orientierung vermisst Grujo Ristić für die Zukunft des Landes. „Es ist ungewiss, in welche Richtung sich Serbien politisch entwickeln wird. Ist ein EU-Beitritt realistisch? Will ihn die Regierung überhaupt? Sicher könnte Serbien von der EU profitieren, müsste aber auch die Regeln der Union einhalten.“ Die EU fördert bereits die energetische Sanierung von Gebäuden. „Die Zahlungen aus Brüssel sind geflossen, aber in Serbien kommt das Geld für Fenster und Türen bisher nicht dort an, wo es hinsoll.“
Das Wort „Bahnhofsvordach“ fällt in nahezu jeder Nachricht über Serbien, und natürlich auch im Gespräch mit Grujo Ristić. Es hat tragische Berühmtheit erlangt: Am 1. November 2024 kommen nach dem Einsturz des Vordachs des Bahnhofs von Novi Sad, der zweitgrößten serbischen Stadt, sechzehn Menschen ums Leben. Das Unglück hat Trauer, Wut und landesweite Proteste gegen die Regierung und gegen Korruption ausgelöst. Wie die Gigantik von Belgrade Waterfront, so spaltet auch der Protest die Meinungen in Serbien. „Wir versuchen mit unseren Kunden nicht über Politik zu sprechen“, sagt Grujo Ristić. „Einige von ihnen unterstützen die Regierung, andere kritisieren sie. Als Tochter einer deutschen Muttergesellschaft bleiben wir politisch neutral.“

Belgrader Kontrast: Der Blick von der Altstadt Richtung Belgrade Waterfront offenbart den Gegensatz zwischen historischen Gebäuden und neuen Hochhäusern, die sie überragen. Der Prestige-Stadtteil Waterfront soll bis 2045 hochgezogen sein.
Götz Gemeinhardt
25.11.2025

GEALAN von innen
Ein richtig gutes Tool für die interne Kommunikation: GEALAN inside ist alles andere als ein schwarzes Brett; die digitale Plattform ist ein Paradebeispiel dafür, wie unternehmensinterne Informationen gebündelt und userfreundlich aufbereitet werden. GEALAN inside ist vollgepackt mit Wissenswertem und trotzdem übersichtlich, bietet zig Funktionen und ist doch einfach zu benutzen. Alle, die bei GEALAN arbeiten, haben ihren virtuellen Treffpunkt – und obendrein sieht GEALAN inside auch noch schick aus.

„Kunden, die uns challengen“
GEALAN hat 2022 sein Premium-System GEALAN-KONTUR® präsentiert. Es kombiniert designorientierte Formensprache mit überzeugenden technischen Merkmalen. Seine Entwicklung war ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Systemgeber und zwei Verarbeitern: Felbermayer und PaX. Robert Tänzel (45), Vertriebs- Bereichsleiter bei GEALAN, hat mit GEANOVA die beiden Projektpartner besucht. Er erzählt von einer für alle Seiten herausfordernden Zusammenarbeit. Und von weiteren Challenges, denen er sich gestellt hat – schon weit vor seinem Einstieg bei GEALAN.

Mit den Augen des Physikers
Kameras an, Qualität hoch: Die optischen Kontrollsysteme, die GEALAN an den Extrusionslinien in Tanna einschaltet, sind eine direkte Investition in Qualität. Sie arbeiten mit Künstlicher Intelligenz und erkennen auf den Profiloberflächen nahezu jede Abweichung vom Optimum. Ein Wassertröpfchen auf dem Profil? Kein Problem. Ein sichtbarer Kratzer oder eine winzige Blase? Wird sofort als Fehler gemeldet – und das in Extrusionsgeschwindigkeit, die solche Entscheidungen für das menschliche Auge fast unmöglich macht. Dr.-Ing. Winfried Bernhard (55), Chef des GEALAN-Qualitätsmanagements und der Mann, der GEALANs Qualitätsoffensive leitet, blickt auf die neue Hardware, und nickt. Noch handelt es sich um einen Test, aber wie gut die Systeme arbeiten und wie genau sie hinsehen, fasziniert ihn bereits jetzt.
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